30. November 2005

zugfahrt





ich fahre durch galizien und an meinem
fenster ziehen wie in einem kalten stummfilm felder und landschaften vorbei. das licht ist fast schwarz. gewitterwolken bedecken seit dem morgen den himmel. ein film, der bei nacht spielt, aber doch ein bisschen licht braucht ,um den zuschauer etwas sehen zu lassen.
moosbedeckte steine, eukalyptusbaeume, weinreben, kleine schäumende fluesse und
gärten erscheinen kurz in diesem licht.
schwarze stellen im wald zeugen von bränden, kartoffeln und rosenkohl in den gärten vor den häuschen vom kühlen klima. es ist der einzige teil spaniens, in dem äpfel wachsen, der teil, in dem man eintopf isst und herben cidre trinkt, der teil, in dem die leute einem nicht sofort angrinsen und hallo sagen.
stattdessen nicken mir pinien und äpfelbäume hinterher, eukalyptusblätter winken.

26. November 2005

oriente

zeit kann doch linear sein







fotos machen
ein album anlegen
die abzüge einsortieren
und feststellen, dass zeit doch linear sein kann

25. November 2005

ankommen



nachdem ich meinen koffer, den ich seit heute morgen nur noch das monster nenne, vom band gezogen habe, sehe ich mich kurz um. ein 70er-jahre flughafen, wie viele andere auch. ich schleppe die 25 kilo handgepäck und das monster richtung ausgang.
so fühlt es sich also an, wenn man in einem fremden land ankommt, um da zu wohnen? ich warte, warte auf irgendetwas dramatisches. nichts. ich fühle weder angst noch freude und auch keine euphorie.
irgendein oho, ein aaahh. nein. auch gut.
so einfach ist das? ich beschliesse erstmal, kurz anzukommen. mit allem, was mir wichtig ist, steuere ich auf eine bank aus granit zu, hinter der ein riesen aquarium in die wand eingelassen ist. wasser. wasser beruhigt die menschen, denke ich. im halbschatten der halle beobachte ich ein mexikanische pärchen, das aussieht, als hätte manfred deix es gezeichnet. die knutschen heimlich, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. ich gucke auf ihre hosennähte, ob die dabei vielleicht platzen. draussen, hinter der scheibe, schieben sich menschen mit diesen praktischen köfferchen auf rollen aneinander vorbei. alle recht schick. die männer in dunklen anzügen und mit geputzten schuhen, die frauen mit kostümen in beige.
vor mir eine cafeteria. der erste spanische kaffee, den ich nach 3 Jahren rieche, schiesst es mir durch den kopf.
dann nehme ich das monster und die 2 kameras mit dem laptop und den büchern und schiebe mich vor die tür. von wegen herbst! ich schätze, es sind 28 grad und gar kein grund wollunterhemden und stiefel einzupacken!
brav stehe ich in der reihe der reisenden, die auf ein taxi warten. héctor hatte am telefon gesagt, dass es ca. 23 euro wären und er im zentrum wohnt. er würde jetzt nach hause gehen, damit er mich in empfang nehmen könne.
der taxifahrer murmelt was von ja, zentrum und dann noch einen strassennamen, der mich eher an ein krippenspiel erinnert: maria y jesus.
mist. das erste mal ärgere ich mich, dass ich nicht besser in den stadtplan geguckt habe. das habe ich jetzt davon. der taxifahrer und ich rauchen. er schmeisst mir ein callejero nach hinten auf die rückbank. ein buch mit allen strassen madrids, so dick wie mobby dick!
was soll ich damit, denke ich, will doch rausgucken und dabei rauchen. die fenster stehen offen und die hitze und der staub madrids kommen zu mir auf die rückbank geklettert. leute fragen durch die geöffneten fenster nach dem weg. mein taxifahrer wedelt mit den armen und deutet in richtungen.
weningstens kein totaler arsch, denke ich und wühle mich duch das strassenbuch.
nach ca. 15 min habe ich die travesia gefunden. sie ist miniklein, winzig. travesia muss so was wie gässchen oder stieg bedeuten, beschliesse ich.
der taxifahrer fährt daran vorbei. ich weise ihn drauf hin und frage mich, wie ein engländer oder ein japaner hier klarkommen soll. viele sprechen doch noch nicht einmal ein wort spanisch!
und ich, fühle mich auch sprechbehindert.
die worte machen einfach, was sie wollen. sie mixen sich, sie kommen falsch raus und dann sind sie einfach da und lassen sich nicht mehr korrigieren.